Das zweite Highlight unseres Angelurlaubs 2023 war Fliegenfischen im Untertalbach in der steirischen Region Schladming-Dachstein. Wir hatten das Glück des Tüchtigen, denn der einzige etwas verregnete Tag dieser Urlaubswoche konnte optimal zum Hotelwechsel genutzt werden. Nach ungefähr dreißig Minuten vom Putterersee ausgehend, landeten wir in Rohrmoos bei unseren nächsten Gastgebern, der Familie Meißnitzer. Diese betreibt bereits seit 1910 in 4. Generation den ABENTEUER FISCHWASSER Mitgliedsbetrieb Gasthof Tetter. Die spezialisierte Fischerunterkunft macht, wie auch das Landhotel-Gut Puttererseehof und der Gasthof Zur Gams in Donnersbach, beim Ennstaler Fischervoucher mit und ist voll auf fliegenfische Gäste eingestellt.
Nina, die Tochter und Inhaberin begrüßte uns ganz herzlich und geleitete uns gleich zu zwei sehr wunderschönen Apartments. Anschließend händigte sie uns die Angellizenzen aus und gab uns einige wertvolle Gewässerinformationen. Sie ist selbst Fliegenfischerin, übt aber dieses Hobby zeitbedingt kaum noch aus.
Die Fliegenstrecke beginnt gleich unterhalb des Gasthofes und erstreckt sich auf 6 km in Richtung der bekannten Riesachwasserfälle. Der Bach wird seitens der Familie Meißnitzer seit 1981 von der Gemeinde gepachtet. Der Riesachsee ist sogar im Eigenbesitz.
Der Zugang zum Bach ist an vielen Stellen möglich. Aufgrund der doch sehr langen Strecke empfiehlt sich jedoch diese auch gezielt mit dem Auto anzufahren. Als Angler erhält man eine Fahr- und Parkerlaubnis für die Dauer des Aufenthaltes.
Kristallklarer Gebirgs – Wildbach
Der Untertalbach bekam seinen Namen durch das wunderschöne Tal, welches er durchfließt. Er liegt von Bergen umringt inmitten des Naturschutzgebietes Toteisboden, welches auch eine große Hoch-Moorlandschaft beinhaltet. Der Bach bietet dem Fliegenfischer eine mäanderartig schlingende Strecke, wo sich schnelles und ruhiges Wasser abwechseln. Das Fischgewässer ist naturbelassen und durch Hochwasser bedingt gibt es auch reichlich eingeschwemmtes Totholz. Zum Zeitpunkt unseres Angelversuches war der Wasserstand sehr niedrig und man benötigte nicht unbedingt eine Wathose. Hüfthohe Gummistiefel genügen voll auf. Man kann auch sehr gut vom Ufer aus angeln und muss nicht unbedingt im Wasser waten.
Fische in allen Größen
Im Bach tummeln sich naturgewachsene Bachforellen und Saiblinge in allen Größen. Hie und da kommt auch eine Regenbogenforelle vor. Die Fische sind bestens mit Köcherfliegen sowie deren Larven genährt und sehr kräftig. In der Catch & Release Strecke ist das Angeln vom 19. Mai bis 30. September mit Fliege und Nymphe am Schonhaken erlaubt. Der Anglerdruck ist sehr gering, denn Fliegenfischen ist hauptsächlich den Hotelgästen vorbehalten. Nur einige wenige zusätzliche Tageskarten werden ausgegeben. Während unseres Aufenthaltes trafen wir auf keinen einzigen angelnden Kollegen.
Auf sehr leisen Sohlen
Aufgrund des sehr geringen Wasserstandes und des glasklaren Wassers war die Fischerei alles andere als einfach. Ein Stammgast verriet uns beim Abendessen, dass er bereits im Juni zum Fischen hier war und bei hohem Wasserstand zahlreiche 50er Rotgetupfte überlisten konnte. Er empfahl uns sehr feine Vorfächer – am besten ein 12er – zu verwenden. Die großen Fische sind überaus vorsichtig, weil sie vermutlich schon mehrmals gefangen wurden. Es war tatsächlich ein ausgesprochenes „Pirschfischen“. Jegliche Vorsicht war geboten, um die wunderschönen Saiblinge und Bachforellen nicht zu verscheuchen. Man konnte diesen auf Sicht nachstellen. Leider drehten sie sehr oft vom Köder ab, weil sie die Gefahr erkannten.
Als Köder verwendeten wir Trockenfliegen und Nymphen. Anfangs fingen wir nur die Bewohner der Kinderstube, da die Jungfische unvorsichtiger waren und den „alten“ den Köder regelrecht wegschnappten. Mir gelang es dann als Erstem eine „Maßige“ in den Kescher zu bugsieren. Eine schöne Regenbogenforelle konnte meiner Trockenfliege einfach nicht widerstehen. Meinem Sohn Gregor gelang dann noch ein Highlight, als er eine ca. 45er Bafo aus dem Unterholz lockte. Gott sei Dank verfing sie sich nicht in den Ästen und bot sodann ein „Bilderbuch-Motiv“ in dieser einzigartigen Naturkulisse.
Fliegenfischerschule, Angelshop und Trocknungsraum
Der Gasthof Tetter bietet 6 bis 8 x jährlich Fliegenfischerkurse in Kooperation mit Hans Ljubic aus Graz an. Neben Anfängerschulungen werden auch Perfektionskurse geboten. Sehr viele Gäste, die einmal einen Fliegenfischer-Kurs gemacht haben, kommen immer wieder, um gemeinsam mit der Familie hier Urlaub zu machen. Der Stammgästeanteil ist außerordentlich hoch und zeigt, wie wohl sich die Urlauber hier fühlen. Neben der Möglichkeit der Schulung gibt es auch noch einen kleinen Anglershop im Gasthof sowie natürlich die Möglichkeit, die nassen Anglerklamotten im Trockenraum aufzuhängen.
Fischerurlaub im Wanderparadies
Als Gast im Gasthaus Tetter erhält man kostenlos die Schladming-Dachstein Sommercard, eine Gästekarte, mit der man zahlreiche Leistungen, wie z.B. Busse und Gondeln gratis nutzen kann. Das Gebiet ist auch ein tolles Wanderparadies. Neben dem Wasser-Erlebniswanderweg „Wilde Wasser“ konnten wir auch einigen „wilden“ Tiere begegnen. Am Abend hörten wir die Hirsche in den nahen Wäldern brunftig röhren und Vater Meißnitzer zeigte uns beim Abendessen voll Stolz ein Bild eines gewaltigen Hirsches, das gerade zuvor seine Wärmebild-Wildkamera geschossen hatte.
Kulinarische Highlights
Dass so viele Stammgäste immer wieder kommen, liegt sicher nicht nur alleine an der Ruhe und der wunderschönen Natur dieser Region, sondern sicherlich auch an der ausgezeichneten Küche des Gasthauses. Kulinarisch verwöhnt wurden wir mit hausgemachten Spezialitäten. Als Zutaten verwendet werden hauptsächlich Fisch und Wild sowie Rindfleisch aus der eigenen Bio-Landwirtschaft. Auch alle anderen Produkte werden möglichst regional bezogen. Definieren würde ich die Speisen als Hausmannskost der Sternekategorie in 4 Gängen. Auch besonders in guter Erinnerung bleibt uns die zum Frühstück kredenzte „Rein“ mit gschmackigen Ham & Eggs.
In der Ruhe liegt die Kraft!
Fliegenfischen im Untertalbach ist schnell und einfach erklärt: Man wird frei von Gedanken, entschleunigt, kommt zur Ruhe und kann sich voll und ganz auf die Natur und das Wasser konzentrieren. Der Leitspruch der Familie Meißnitzer lautet: „Wer einmal kommt, kommt immer wieder.“ Diesen können wir seit dem Besuch und dem Kennenlernen nur bestätigen und freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen!
Weitere Informationen und tolle Angebote für Fischerurlaube: Gasthof Tetter
Text & Fotos: Michael Plakolb